Montag, 31. Januar 2011

Eisenstadt

29.1.2011

Die burgenländische Landeshauptstadt Eisenstadt (ungarisch: Kismarton (Klein-Martin), kroatisch Željezno, Romani Srasta) zeigte ihr winterliches Gesicht anläßlich des Besuch eines Fußballspiels und der Ruine des Lindenstadions ebendort.

Knapp unter 13.000 Menschen leben in Eisenstadt. Die kleinstädtische Fußgängerzone machte Samstag Mittag einen sehr ruhigen und beschaulichen Eindruck. Blick in die Hauptstraße.


Das Rathaus. Das 1560 errichtete Gebäude stammt aus der Frührenaissance, vermittelt mit den kleinen Fenstern und den Erkern noch mittelalterlichen Eindruck. 1648 wurde das Rathaus nach der Erhebung Eisenstadts zur ungarischen königlichen Freistadt umgebaut. Bemerkenswert sind die erst 1926 entdeckten Malereien an der Fassade, die aus der Frührenaissance stammen und später barockisiert wurden.


Der wuchtige Bau des Landhauses, Sitz des Landtags. Seit 1921 ist das zuvor ungarische Gebiet als Burgenland das neunte Bundesland Österreichs. Eisenstadt wurde 1925 zur Landeshauptstadt bestimmt.


Das Schloß Esterházy zeigt den Prunk und die Macht der Fürstenfamilie Esterházy, die hier in Westungarn ab 1622 über Jahrhunderte weite Landstiche beherrschte (mit Ausnahme der Freistadt Eisenstadt). An der Stelle des heutigen Schlosses stand ab dem 13.Jh. eine Burg. Das heutige Schloß stammt im wesentlichen aus der Zeit des Barock, aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts


Im Innenhof des Schlosses.


Der große Schloßpark (50 Hektar) gehört zu den bedeutendsten Landschaftsgärten des 19. Jahrhunderts. Errichtet wurden für das Freizeitvergnügen der fürstlichen Familie lauschige Plätze wie hier der 1824 fertiggestellte Leopoldinentempel auf einem künstlichen Hügel über einem künstlichen Teich. Zur Bewässerung der höher gelegenen Parkteile wurde vom damaligen Fürsten Esterházy extra in London eine Dampfmaschine gekauft und diese 1804 im Park aufgestellt. Es war dies die erste Watt'sche Dampfmaschine im ganzen Habsburgerreich.

Donnerstag, 27. Januar 2011

ÖZP 2009/4



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2009/4
107 S.







Um Europäische Energiepolitik geht es in dieser Ausgabe. Eigentlich handeln die Artikel aber alle nur von Erdöl und Erdgas oder von Atomenergie. Jetzt bin ich also wirklich kein Grüner, aber ist das wirklich alles? Fehlt da nicht noch manches?
Gerade angesichts des Umstands, daß dies das erste Schwerpunktheft zum Thema Energiepolitik seit 1986 ist, wie im Editorial herausgestrichen wird, ist diese Verengung sehr unglücklich. Energiepolitik ist doch mehr als Öl, Gas und Nuklearenergie sowie die machtstrategischen Spiele damit zwischen Staaten.

Montag, 24. Januar 2011

Bologna

23.1.2011

Nachdem der Vortag in Rom verbracht worden war, ging es weiter in die Emilia-Romagna, nach Bologna. Ein Fußballspiel wurde besucht. Davor war Zeit für eine kleine Erkundung der Altstadt.

Der 1563−1566 errichtete Neptunbrunnen, die Fontana del Nettuno. Enthält bemerkenswerte Statuen.


Der zentrale Platz Bolognas, die Piazza Maggiore. Links der mächtige Bau des Palazzo Comunale, dem ehemaligen Sitz der Macht. Rechts der Palazzo del Podestà aus dem 13.Jh. (Fassade 1485), charakteristisch durch den Turm (Torre dell'Arengo) der aus dem Jahr 1212 stammt.


Ich mag die Farbgebung zwischen ocker und orange und ich mag die hölzernen Fensterläden der Häuser in italienischen Altstädten. Blick in die Via degli orefici.


Im Mittelalter ragten in Bologna über hundert Türme in den Himmel. Sie erfüllten militärischen Zweck, waren aber auch ein Statussymbol der Adeligen. Wer etwas gelten wollte, baute einen Turm. Die bekanntesten erhaltenen Türme sind die Due Torri, die zwei Türme Torre Garisenda (links) und Torre degli Asinelli (rechts). Der Torre Garisenda ist heute nur noch 48 Meter hoch, da der obere Teil im 14.Jh. aufgrund des starken Senkens und Neigens des Turms abgetragen wurde. Die Neigung von über drei Meter in Richtung des anderen Turms sieht tatsächlich bedrohlich aus. Der Torre degli Asinelli wurde 1109−1119 errichtet. Er neigt sich etwas über zwei Meter, was aufgrund beeindruckenden Höhe von 97 Metern allerdings nicht so schlimm aussieht.


Nach 500 Stufen hat man von der Spitze des Torre degli Asinelli eine Aussicht über Bologna, die gerade bei schönem Wetter grandios ist. Links die Piazza Maggiore mit dem Torre dell'Arengo, rechts drei weitere Türme.


Ein sehr nettes Platzerl ist die Piazza Galvani hinter dem Dom San Petronio. Rechts der Bau des Archiginnasio, des 1563 erbauten ersten Sitzes der Universität von Bologna (bis 1805), der ersten Universität Europas.


Arkaden. Viele Arkaden ziehen sich durch die Häuser der Innenstadt. 38 Kilometer sollen es sein.

Rom

22.1.2011

Mein dritter Besuch in Rom, aber der erste aus Anlaß eines Fußballspiels. So konnten bei der Stadtbesichtigung diesmal Schwerpunkte gesetzt werden. Eingehender als bei den letzten Malen erkundet wurden das Forum Romanum, der Palatin und das Kolosseum. Bei manchen Orten habe ich wieder vorbeigeschaut, manches bereits Gesehenes ausgelassen. Ich komme sicher auch ein viertes Mal hierher.

Blick von der Aussichtsterrasse des Pincio über die klassizistische Piazza del Popolo. In der Mitte steht ein ägyptischer Obelisk (1200 v.u.Z. in Ägypten aufgerichtet), der in römischer Zeit seit dem Jahr 10 v.u.Z.den Circus Maximus geschmückt hatte und 1589 hier aufgestellt wurde.


Die Spanische Treppe an der Piazza di Spagna. Sie wurde 1723−1723 als Treppe zur französischen Nationalkirche Santissima Trinità dei Monzi erbaut, ihren Namen verdankt sie der nahe gelegenen Spanischen Botschaft.


Die imposanten Ruinen der Maxentius-Basilika am Forum Romanum. Ihr Bau wurde 306 u.Z. unter Kaiser Maxentius begonnen und nach dessen militärischer Niederlage im Bürgerkrieg gegen Kaiser Konstantin 312 unter diesem fertiggestellt und mit einer Kolossalstatue Konstantins geschmückt. Auf 6.000 m² Fläche diente die Basilika als Gerichts- und Versammlungshalle.


Das Forum Romanum, das Zentrum der Welt des antiken Rom. Hier der Blick von der Via Sacra auf das Kapitol. Links die Ruinen des Tempels des Gottes Saturn (Säulen der Vorhalle aus dem 4.Jh.u.Z.), wo im alten Rom die heiligen Waffen und der Staatsschatz aufbewahrt wurden. Rechts ist der 203 u.Z. errichtete Triumphbogen des Kaisers Septimius Severus, des größten römischen Bogens seiner Art.


Das politische Zentrum der antiken römischen Republik am Forum Romanum bildete der Senat, dessen 283 u.Z. errichtetes Gebäude, die Kurie (Curia), hier rechts zu sehen ist. Das Gebäude ist so gut erhalten, da es im 7.Jh. in eine Kirche umgewandelt wurde. Heute ist es ein Museum. Das Podest links im Bild sind die Reste der Rednertribüne, der Rostra, von der aus die römischen Politiker das Volk für sich zu gewinnen suchten. Hier hielt Cicero seine Reden und hier wurden nach seiner politisch motivierten Ermordung sein Kopf und seine Hände zur Abschreckung ausgestellt. Seit der Zeit Caesars befand sich die Rostra hier, zuvor war sie vor der Kurie.


Zu den besterhaltenen römischen Tempeln am Forum gehört der Tempel für den Kaiser Antonius Pius und seine Frau Faustina aus dem 2.Jh.u.Z., im 11.Jh. in eine Kirche umgewandelt. Die Säulen der Vorhalle haben Kerben, da man im Mittelalter die Marmorsäulen mit Seilen umstürzen wollte. Bis zur Renaissance diente das Forum Romanum als Steinbruch, war Viehweide oder schlicht eine G'stettn. Ausgrabungen begannen erst im 18.Jh.


Der Triumphbogen des Kaisers Konstantin, der nach seinem Bürgerkriegssieg über Maxentius 312 errichtet wurde. Bemerkenswerterweise benutzte man dabei im Recyclingverfahren vorhandene Bauteile, sodaß man hier eine Zusammenstellung von Bilderhauerkunst vom 2. bis 4. Jh. betrachten kann. Dahinter das Kolosseum.


Das Kolosseum. Das unter Kaiser Titus erbaute Amphitheatrum Flavium verdankt seinen Namen der Kolossalstatue des Kaisers Nero als Sonnengott, die bis ins Mittelalter davor stand. Hier wurden Menschen sonder Zahl zur Belustigung getötet und meist blutige Spiele aller Art inszeniert, vor bis zu 50.000 Menschen auf den Rängen.


Die Marmorverkleidung des Kolosseums fehlt heute. Wenige Stücke sind im Inneren ausgestellt. Sie lassen die Pracht erahnen, die der Bau einst gehabt hat. In der Renaissance diente das Kolosseum als Steinbruch für die Kirchen und Palazzi Roms.


Der Innenraum des Kolosseums beeindruckt durch seine Architektur, die zum Vorbild für alle modernen Stadien wurde. Man kann sich die Stimmung in diesem engen Raum auf den steilen Rängen vorstellen. Das Dach bildeten einst Segeltücher auf Holzmasten, die bei Bedarf ausgerollt wurden.


Am Hügel Palatin residierten ab Tiberius die römischen Kaiser. Hier gab es mit dem Stadio Palatino auch ein eigenes Stadion für Sportwettkämpfe und Aufführungen aller Art für den Hofstaat. An den Sockeln ist zu erkennen, daß den Innenraum eine Säulenhalle umgab.


Im Haus des Augustus am Palatin ist die (restaurierte) farbige Gestaltung der Räume in Resten zu sehen. Darüber, ob das Haus des Augustus auch wirklich das Haus des Augustus war, streitet die Wissenschaft.


Im Museum am Palatin sind einige sehr schöne Stücke zu sehen, die hier einst die Paläste ausstatteten.


Zwischen den Hügeln Palatin und Aventin lag der Circus maximus, wo in der Antike Pferde- und Wagenrennen stattfanden. Der Verlauf der Rennbahn ist durch die Gestaltung der bewachsenen Barriere in der Mitte gut zu erkennen. Auf den nicht erhaltenen Tribünen rings um den Kurs fanden 300.000 Menschen Platz. Im Hintergrund die Ruinen der Therme des Septimius Severus am Palatin.


Das Pantheon, 27 v.u.Z. unter Agrippa, dem Schwiegervater von Augustus, erbaut und nach Bränden im 2.Jh. neu errichtet, beeindruckt auch beim zweiten Besuch durch seine Kuppel (trotz Petersdom die größte der Stadt). Allein dieses Loch an der Decke, 43 Meter über dem Boden, erhellt den fensterlosen Raum. Regenwasser fließt durch einen marmornen Kanaldeckel ab. 609 wurde das Pantheon in eine Kirche umgewandelt und blieb so erhalten, wenn auch marmorne und bronzene Verkleidungen des ehemaligen antiken Tempels im Lauf der Jahrhunderte abmontiert wurden.


Auf der Piazza Navona. Das ist Barock.


Am nächsten Tag ging es weiter nach Bologna.

Donnerstag, 20. Januar 2011

Bruno Kreisky




Wolfgang Petritsch
Bruno Kreisky
Die Biografie
St.Pölten/Salzburg 2010 (Residenz)
420 S.







Das Buch, das man zum 100. Geburtstag Bruno Kreiskys lesen muß. Bisher lag von Wolfgang Petritsch, seinem Mitarbeiter von 1977 bis 1983, ein kürzerer biographischer Essay vor (2000 erschienen), der von ihm nun zu einer wuchtigeren Biographie ausgeweitet und vertieft wurde.
Auch wenn man meint, viel vom Leben Kreiskys zu wissen, man ja schon einiges gelesen hat, bietet das Buch einen interessanten Einblick und bringt manch Neues.

Am spannendsten ist ja immer wieder die erste Hälfte von Kreiskys Leben. Oftmals führte er ja später selbst seine Politik auf seine prägenden Erfahrungen als vom Austromarxismus begeisterter Jugendlicher, politischer Häftling des Austrofaschismus, Flüchting vor dem Naziregime und Exilant in Schweden an. Petritsch liefert hier eine detailreiche und farbige Schilderung, die mit Gewinn und Genuß zu lesen ist.

Tiefe Spuren in der Geschichte der Zweiten Republik hat Bruno Kreisky als Bundeskanzler von 1970 bis 1983 hinterlassen. Vor allem in den ersten Jahren galt Bruno Kreisky, der ,Mediator der Veränderung, schlechthin als Inbegriff des Fortschritts, wie Petritsch schreibt. Kreisky verstand es, eine gleichermaßen von den rasanten technologischen Entwicklungen in der Welt angetriebene Aufbruchstimmung geschickt zu nutzen. Von ihm erwarteten nun viele einen österreichischen Weg in die Moderne, den Anschluß an die machtvollen Trends der damaligen Gegenwart. Der Modernisierungsschub der siebziger Jahre ist wahrlich nicht zu unterschätzen. Kreisky trug als Kanzler maßgebliche Verantwortung dafür. Vor allem der Reformfurioso der ersten Legislaturperiode mit absoluter Mehrheit 1971−1975 beeindruckt in jeder Hinsicht. Das Österreich vor den damaligen Gesellschafts-, Sozial- und Bildungsreformen ist heute fern wie das 19. Jahrhundert. Über diese Leistungen erfährt man in Petritschs Buch allerdings sehr wenig. Die Person steht hier stärker im Vordergrund als seine (Innen-)Politik. Hier hätte man gerne mehr gelesen. Auch Kreisky in seiner Eigenschaft als Parteivorsitzender kommt mir etwas zu kurz, sowohl in der Oppositions- als auch in der Regierungszeit.

Der aktiven Außenpolitik Kreiskys räumt der Diplomat Petritsch dagegen mehr Platz ein. Kenntnisreich beleuchtet er dessen Versuche, in der Nahostpolitik Akzente zu setzen. Er scheut auch nicht vor harten Urteilen und dem Aufzeigen von Fehlentwicklungen zurück. So sind Petritschs differenzierte Analysen der Konflikte Kreiskys mit Simon Wiesenthal und mit Hannes Androsch eine Stärke des Buchs. Er flüchtet sich nicht in populärpsychologische Ausführungen, sondern analysiert die heftigen persönlichen Auseinandersetzungen anhand zugrundeliegender politischer Konflikte. Ohne Kreiskys nicht zu entschuldigenden Attacken auf Wiesenthal jenseits von gut und böse zu relativieren, beschreibt er als Kreiskys Motiv, Wiesenthal als ÖVP-Parteigänger anzugreifen, was ein größeres Erklärungsmoment besitzt als alleiniges Kaprizieren auf jüdischen Selbsthaß und dergleichen.

Petrisch schöpft in seiner Biographie aus einem großen Fundus an Erinnerungen, Gesprächen und schriftlichen Quellen. Leider kennzeichnet er aber überwiegend nicht, woher sein Zitat kommt oder worauf seine Darstellung fußt. Manchmal läßt es sich aus dem Zusammenhang vermuten. Bei dem hochspannenden Archivstück der Einschätzung des US-Botschafters über die Person Kreiskys aus dem Jahr 1959 versieht Petritsch dies mit einer wissenschaftlich allen Anforderungen entsprechenden Quellenangabe. Bei manchen Bezügen auf andere Personen beruft er sich auf Gespräche oder einen Briefwechsel mit diesen. Doch in Summe bleibt hier leider eine Lücke, die ein dickes Malus des Buchs für eine weitere Verwendung ist.
Dennoch wird man fortan um dieses Buch bei der Beschäftigung mit Kreisky nicht herumkommen. Es ist ein großer Wurf.

Montag, 17. Januar 2011

Arbeit und Wirtschaft, 7-8/2010 und 9/2010

Arbeit & Wirtschaft
Nr.7-8/2010
46 S.


Arbeit & Wirtschaft
Nr.9/2010
46 S.




Entweder ist die Frau Mutter, ... ist sie aber in erster Linie Lehrerin, dann muss sie ihre Kindern fremden Personen zur Betreuung und Erziehung überlassen, während sie fremde Kinder erzieht. Beides gleichzeitig geht nicht. Beim Naturinstinkt des Weibes als Mutter wird sie aber in den meisten Fällen die Schule vernachlässigen und sich mehr ihrer Familie widmen. Mit diesen Worten begründete die Vorarlberger Landesregierung noch zu Beginn der Zweiten Republik ihren Versuch, das Eheverbot für Pflichtschullehrerinnen beizubehalten, das schließlich 1949 wie zuvor in den anderen Bundesländern doch abgeschafft wurde. Vor dem Zusammenbruch der Monarchie durften verheiratete Frauen nur in Wien ohne Einschränkung berufstätig sein. An die Geschichte des Zwangszölibats, der auch für Dienstbotinnen und Dienstboten und andere Berufsgruppen galt, erinnert Brigitte Pellar in der Juli/August-Ausgabe.
Nur in der Vorstellungswelt der bigotten katholischen Sexualmoral konnte die Ehelosigkeit aber die Entstehung von Kindern verhindern. Pellar erwähnt dazu, daß 1930 im Salzburger Pinzgau über 90 Prozent der Kinder von Dienstmägden unehelich geboren wurden. Für Mütter wie Kinder hatte das gravierende soziale Folgen in ihrem weiteren Leben.

Das Septemberheft bot im Vorfeld der Wiener Gemeinderatswahlen einen spannenden Schwerpunkt zum Thema Integrationspolitik.

Freitag, 14. Januar 2011

Blätter, Jänner 2011



Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 1/2011
128 S.







Fünf Jahrzehnte Entwicklungspolitik für Afrika bilanziert Mussie Habte in seinem Artikel Afrika neu denken recht nüchtern: Sie habe Probleme eher gefestigt als gelöst. Es profitierten die europäischen Geberländer und afrikanische Regimes, aber nicht die dortige Wirtschaft. Seiner Schlußfolgerung, Afrika brauche statt Almosenabhängigkeit vielmehr verantwortungsvolle politische Führungen und fairen internationalen Handel stimme ich zwar grundsätzlich zu. Damit allein wird es aber nicht getan sein. Fairness ist kein tragendes Prinzip dieser Welt, dieses Wirtschaftssystems. Habte spricht wichtige und richtige Punkte an. Es gibt aber auch intelligentere Entwicklungszusammenarbeit als den Verkauf von europäischen Nahrungsmittelüberschüssen oder den Transfer von Geldern auf die Konten von Potentaten.

Weiters gibt es im Heft noch interessante Beiträge über Fragen der Demokratie sowie des Urheberrechts im Zeitalter des Internetz.

Dienstag, 11. Januar 2011

Nurse Jackie



Nurse Jackie
Staffel 1
USA 2009
u.a. mit: Edie Falco





Nach dem gestrigen Start der mit viel medialen Vorschußlorbeeren versehenen Serie Nurse Jackie im ORF bin ich jetzt noch nicht umgeworfen vor Begeisterung. Dies liegt allerdings vor allem am bereits ziemlich ermüdend abgelutschten Genre einer Spitalsserie. Denn die erste Folge mit der Exposition der Charaktere hat gut begonnen und durchaus Lust auf mehr gemacht. Da wurden in einer kurzen halben Stunde einige menschliche Abgründe kurz angeleuchtet und sehr ordentlich mit Zynismus gewürzt, was Spannung auf die weitere Entwicklung geschaffen hat. Nicht zuviel an Drama, keine Blödeleien, (noch) nicht zuviel an Herzschmerz. Bleibt diese Gewürzmischung so bestehen, wird das was.
Hauptdarstellerin Edie Falco, bekannt aus ihrem Part als Mafiamutter der grandiosen Sopranos, scheint ihre Sache gut zu machen.

Montag, 10. Januar 2011

Arbeit und Wirtschaft, 5/2010 und 6/2010

Arbeit & Wirtschaft
Nr.5/2010
46 S.


Arbeit & Wirtschaft
Nr.6/2010
46 S.




Als ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit wird im Mai-Heft die Mittagspause samt Entspannung und gesundem Essen identifiziert. Als gesundheitliche und auch gesundheitspolitische Problematik wird benannt, daß dies aus Streß, Zeitnot oder anderen Gründen im Arbeitsalltag oft unter den Tisch fällt. Ich fühle mich ertappt.
Um die Errungenschaften des Sozialstaats und seine ungebrochene, ja wachsende Aktualität geht es in der Juni-Ausgabe. Aus Kolumbien berichtet Frank Braßel, daß dort 2008 49 Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter ermordet wurden, 2009 48 und bis Mai 2010 wieder bereits 25. Teil des Bürgerkriegs der Regierung mit Guerillatruppen, wo jede soziale Aktivität in Geruch der Sympathie mit letzteren steht und daher erschreckend oft das Todesurteil bedeutet.

Mittwoch, 5. Januar 2011

Das Kreisky-Prinzip




Margaretha Kopeinig /
Wolfgang Petritsch
Das Kreisky-Prinzip
Im Mittelpunkt der Mensch
Wien 2009 [recte 2008] (Czernin Verlag)
239 S.







Über Bruno Kreisky erschienen und erscheinen viele Bücher − gerade anläßlich seines 100. Geburtstags, den er dieser Tage, am 22. Jänner, gefeiert hätte. Sie beschäftigen sich mit Biographie und der Historisierung der Politik Zeit seines Lebens und ich bin wohl der letzte, der historische Literatur nicht gerne liest. Doch gerade anläßlich der nun hereinbrechenden Feierlichkeiten ist das bereits 2009 veröffentlichte Buch der Journalistin Margaretha Kopeinig und des Diplomaten und ehemaligen Kreisky-Mitarbeiters Wolfgang Petritsch eine lohnende Lektüre, da es einen etwas anderen Zugang wählt.

Thema des Buchs ist Wirtschafts- und Beschäftigungspolitik. Die Kreisky-Ära 1967/70−1983 unter den Maximen der Vollbeschäftigung und der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit wird durch Interviews mit Mitstreitern dargelegt. Aufschlußreich dabei vor allem die Gespräche mit Ernst Eugen Veselsky, Hannes Androsch und Hans Seidel. Der Bogen reicht und den Anfängen der Politikkonzeption der SPÖ-Wirtschaftspolitik in der Opposition Ende der sechziger Jahre bis zu ihrer Krise in den 1980er Jahren. Die subjektiven Sichtweisen und auch Gegensätze der Gesprächspartner im einzelnen (v.a. Veselsky vs. Androsch und vice versa) stehen nebeneinander. Bewertung und Urteilsfindung überlassen Autorin und Autor der Leserin und dem Leser. Ein Manko.
Die Wirtschaftspolitik der siebziger Jahre bleibt bis heute Gegenstand innenpolitischen Streits. Hier beziehen Kopeinig/Petritsch dann doch klar Position: Es ist einfach falsch zu sagen − und Wirtschaftswissenschaftler, ehemalige Spitzenpolitiker und Interviewpartner in diesem Buch bestätigen das −, daß wir heute noch die Schulden Kreiskys zurückzahlen. Die Ära Kreiskys ging 1983 zu Ende, die Staatsschulden von damals sind längst getilgt, aber die Infrastruktur, die damit finanziert wurde, ist noch vorhanden und nützt den auf Kreisky folgenden Generationen von Österreicherinnen und Österreichern.

Der spannende Moment des Buchs ist ein anderer. Kopeinig und Petritsch legen ihr Augenmerk auf das Spätwerk Bruno Kreiskys als elder statesman, seine Tätigkeit als Vorsitzender der Europäischen Kommission für Beschäftigungsfragen (Kreisky-Kommission) 1986−1989 (initiiert vom Europäischen Gewerkschaftsbund), die Vorschläge zur Umsetzung einer europäischen Beschäftigungspolitik erarbeitete. Der über nationalstaatliche Grenzen hinaus gedachte europäische Politikansatz, mit Investionen im Umweltbereich, in Bildung, Forschung und Innovation ist für seine Zeit bemerkenswert.
Die Beurteilung der Person Kreiskys greift zu kurz ohne gebührende Beachtung dieser letzten Phase seines politischen Wirkens. Sie wurde in der österreichischen Rezeption Kreiskys bisher vernachlässigt. Hier liegen wesentliche Anknüpfungspunkte für eine heutige Politik. Darauf hinzuweisen ist Kopeinigs und Petritschs Verdienst, denn, wie sie schreiben: Während die EU-Staaten und die Europäische Union als Ganzes punktuell und mit ständig großem rhetorischen Aufwand versuchen, Lösungen im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit und zunehmende Armut zu finden, fehlt der umfassende Ansatz und/oder der politische Wille dazu.

Leider liest sich das Buch streckenweise redundant. Der ehemalige Kommissionspräsident Jacques Delors wird mehr als oft lobend erwähnt. Daß der Bericht der Kreisky-Kommission Eingang ins Weißbuch der EG-Kommission von 1993 gefunden hat, weiß man spätestens ab der dritten Erwähnung ganz sicher. Der Abschnitt zur Entwicklung der aktuellen EU-Beschäftigungspolitik ist etwas zu institutionenorientiert und daher, wenngleich informativ, langatmig. Der Versuch der Aktualisierung von Kreiskys Spätwerk ist es aber wert, manch formale Trockenheit zu ignorieren und das Buch zur Hand zu nehmen.

Sonntag, 2. Januar 2011

Adams Äpfel



Adams Äpfel
(Adams æbler)
Dänemark 2005
Regie: Anders Thomas Jensen
u.a. mit: Ulrich Thomsen, Mads Mikkelsen





Der nette kleine dänische Film ist eine Variation des religiösen Motivs des biblischen Buchs Hiob, in dem der Gott einen Gläubigen quält und damit prüft. Im Film spielt dies in einer kleinen dänischen Landkirche, wo der von Schicksalsschlägen gebeutelte Pfarrer Ivan ehemalige Straftäter zur Resozialisierung bei sich aufnimmt. Auch wenn ihm dies offensichtlich nicht gelingt, lebt er in seiner eigenen Welt, leugnet und ignoriert alles Böse und alle schlimmen Erfahrungen. Dem auf Bewährung freigekommenen Neonazi Adam gelingt es durch Aggression, Ivans Welt zum Einsturz zu bringen. Doch nach der Akzeptanz der göttlichen Urheberschaft an allem Bösen gerät alles durch verrückte, wundersame Weise wieder ins Lot.
Manche Szenen verstören: Der zunächst sympathisch erscheinende Pfarrer ist verlogen und egozentrisch, während der Nazi geradezu menschlich erscheint. Nackte Gewalt offen zelebriert. Den biblischen Plagen wird kurzentschlossen mit Schußwaffeneinsatz begegnet. Eine zutiefst religiöse Geschichte des Findens zu Gott, doch mit derart schwarzem Humor gepfeffert, daß man dies geflissentlich übersehen und sich amüsieren kann.