Dienstag, 27. April 2010

Blätter, April 2010



Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 4/2010
128 S.








Ein spannendes Doppel bilden zwei Beiträge über Stadtentwicklung und -planung.

Christopher Hayes liefert eine Reportage über eine Reise ins chinesische Chongqing, er berichtet über die sozialen Widersprüche der schnellen Entwicklung des (Staats-)Kapitalismus und die Versuche der Behörden, die gewaltige Landflucht planend zu regulieren. Mit den Mitteln des diktatorischen Staats. "Es gibt mehrere Kategorien. Die erste Gruppe der Leute vom Land wird im Stadtzentrum untergebracht. Die zweite Gruppe kommt in sechs Regionalzentren, die wir gerade bauen. Die dritte Gruppe werden wir in die ihren Heimatdörfern nächstgelegenen städtischen Siedlungen schicken, etwa in die Landstädte und Vororte. [...] Wir haben 31 Bezirkszentren und 103 Städte." läßt Hayes einen Sprecher berichten. Um sich die Dimensionen vor Augen zu führen: Chongqing zählt 31 Millionen Menschen, fünf Millonen in der Metropole und eine Reihe von Trabantenstädten. Man hofft, mit umfassender Planung einer Slumbildung im Urbanisierungsprozeß wie in Lateinamerika oder Indien zu entgehen.

Janna Greve berichtet über Rio de Janeiro, wo dies der Fall ist. Sie berichtet von erst nach Protesten verworfenen Plänen, die Favelas von meterhohen Mauern zu umgeben, um sie so von wohlhabenderen Gegenden abzugrenzen. Ihr Schluß ist allerdings ein ganz anderer als der einer autoritären Lösung. "Das eigentliche Problem" ist für sie "nicht das Bevölkerungswachstum in den Megastädten an sich, sondern wie mit der gegenwärtigen dramatischen Spaltung umgegangen wird." Öffentliches regulierendes Eingreifen, etwa zur Gewährleistung angemessener Wohnverhältnisse, sei notwendig. Grundsätzlich seien aber "partizipative Entscheidungs- und Planungsprozesse für eine harmonische Stadtentwicklung unabdingbar. Die unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen müssen sich an Prozessen der Stadtplanung, an der Verwendung der Mittel des städtischen Haushalts und an den Maßnahmen zur Verbesserung der öffentlichen Sicherheit beteiligen können."

Freitag, 23. April 2010

Datum 4/10



Datum
4/10
98 S.







Interessant eine Geschichte über beginnende Integrationsbemühungen im Salzburger Hallein.
Doch ziemlich solipsistisch Rainer Nowaks Gedanken über die Wiener ÖVP, wie er sie gern hätte und wie sie zu seinem großen Leidwesen nicht ist.
Sonst noch was von Charles Ritterband und Franz Schuh zur Bundespräsidentschaftswahl. Da gab es aber schon Tiefschürfenderes von beiden. Wie es auch schon spannendere Hefte dieser Zeitschrift gab.

Dienstag, 20. April 2010

Europäische Rundschau 2009/4




Europäische Rundschau
4/2009
134 S.







Der ungarische Historiker György Gyarmati beleuchtet in einem Artikel über Geheimdienstberichte zur Grenzsituation Ungarns 1989 einen Aspekt, der in den vielen Betrachtungen des vorigen Jahres zum Fall des Eisernen Vorhangs unberücksichtigt blieb. Wir alle haben dank ihrer damaligen Dramatik, ihrer historischen Folgen und der regelmäßigen medialen Erinnerung die Bilder der Massenflucht aus der DDR über Ungarn lebhaft vor Augen. Doch wer weiß noch, daß tausende aus dem Ceauşescu-Rumänien ins "gulaschkommunistische" Ungarn flüchteten? War es laut Bericht vom Juni 1989 zwischen 1985 und 1987 zu 654 illegalen Grenzübertritten gekommen, waren es 1988 7.991. 1989 flohen bereits 18.825 Menschen aus Rumänien nach Ungarn.
Gyarmati beschreibt eine Situation des Drucks auf die ungarischen Grenzen von drei Seiten im Lauf des Jahres 1989, von Norden aus der Tschechoslowakei über die grüne Grenze strömende Ostdeutsche, die im Westen wiederum die Grenze nach Österreich übertraten (50.640 im Jahr 1989) sowie die Fluchtwelle im Osten. Gyarmati verweist auf die außen- und innenpolitischen Implikationen dieser Menschenmassen in Bewegung: "Ungarn absolvierte den friedlichen Regimewechsel 'am runden Tisch' inmitten eines ständigen äußeren sicherheitspolitischen Risikos."

Freitag, 16. April 2010

Europäische Rundschau 2009/3




Europäische Rundschau
3/2009
122 S.







An Nachrufen aus dem Amt geschiedener Politiker gibt es einen mehr als freundlichen Artikel auf den ehemaligen kroatischen Regierungschef Ivo Sanader durch Christopher Cviic und eine Charakterisierung der kurzen Zeit Alfred Gusenbauers als Bundeskanzler als das Scheitern eines Hasardeurs durch Barbara Tóth.

An Nachrufen auf Tote bietet das Heft eine Würdigung des im 100. Lebensjahr verstorbenen ungarisch-französischen Publizisten und Chronisten des Ostblocks François Fejtő, sein bewegtes Leben und Werk im 20. Jahrhundert von Pèter Kende.

Spannend ist Mária Vásárhelyis Artikel über Medienpolitik und das Verhältnis von Politik und Medien in Ungarn.

Dienstag, 13. April 2010

Europäische Rundschau 2009/2




Europäische Rundschau
2/2009
133 S.







Zum zwanzigjährigen Jubiläum des Epochenjahres 1989 liest man über Erfahrungen, Ansichten und Selbstsicht von Heinz Fischer, Franz Vranitzky, Erhard Busek und Alois Mock. Ein bißchen gleiten die Beiträge in Namedropping ab, aber das liegt wohl an der Textgattung.
Interessanter sind da Joana Radzyners Artikel über die kontroverse polnische Geschichtspolitik zum Runden Tisch 1989 oder Rudolf Bretschneiders Referierung von Meinungsforschung zur österreichischen Bewertung ostmitteleuropäischer Länder im Auftrag von Raiffeisen.

Dienstag, 6. April 2010

spw 176



spw
Heft 176 (1/2010)
Februar 2010
63 S.






Die Ausgabe beinhaltet in ihrem Schwerpunkt Artikel und Positionen zur deutschen Beteiligung am Afghanistankrieg. Dabei gibt es einige interessante Aspekte, wenn etwa der SPD-Abgeordnete Wolfgang Gunkel über ein "Durcheinander der Begrifflichkeiten" rund um die Ausbildung von Sicherheitskräften sagt: "Man sollte aufhören, von 'Polizeiausbildung' zu sprechen, wenn eigentlich von einer Schnellschulung paramilitärischer Einheiten die Rede ist."