Montag, 29. Juni 2009

Die gefürchteten Vier


Die gefürchteten Vier
(The Professionals)
USA 1966
Regie: Richard Brooks
u.a. mit: Burt Lancaster, Lee Marvin, Jack Palance, Claudia Cardinale, Robert Ryan, Woody Strode





Selten war ein um eine Liebesgeschichte gestrickter Western so unterhaltsam. Dazu kommt, daß dieser Film auch ästhetisch dem sehr nahe kommt, wie für mich ein guter Western sein muß: Dreck und Schweiß, Wüste, Coolness, Spannung, plakative Dramatik, intelligente Geschichte. Etwas, was ich normalerweise nur im Italowestern finde, nicht im amerikanischen. Nur die dann doch an den klassischen US-Western angelehnte Musik war hier nicht mein Fall, sonst hat dieser Film viel Freude bereitet.

Die mexikanische Revolution als Hintergrund, vor dem Ethik und Politik thematisiert werden - Revolutionäre als Verbrecher? - und als Lehrstück zum Schluß die neugewonnene Moral über den Mammon siegt. Und das alles in einem Western. Das ist einfach schön.

Donnerstag, 25. Juni 2009

Datum 7-8/09



Datum
7-8/09
98 S.







Geschockt hat mich der Artikel darüber, daß ein österreichisches "Disaster Victim Identification Team", das 2004/05 nach der Tsunami-Katastrophe in Thailand werkte, offenbar routinemäßig den Leichen Hände und Kiefer abgeschnitten hat, wohl um sich die Arbeit zu erleichtern. Die Teile wurden aber nicht etwa nach einer etwaigen Identifikation wieder zum Körper gelegt, sondern in extra Leichensäcke geworfen, die dann aus lauter Händen und Kiefern bestanden. Grauslich. Grauslich. Grauslich. Und anscheinend doch unethisch. Bestätigt aber auch nur wieder meine Aversion, daran zu denken, was ChirurgInnen und andere FleischhauerInnen so machen. Mir dreht sich ja nur beim leichten Gedanken daran schon der Magen um.

Sonst gefällt noch die Auslandsreportage über Somaliland. Das Portrait von Birgit Minichmayr in einem Printmedium leidet leider darunter, daß man ihre Stimme dazu nicht hören kann.

Dienstag, 23. Juni 2009

Arbeit und Wirtschaft, 4/2009



Arbeit & Wirtschaft
Herausgegeben von AK und ÖGB
Nr. 4/2009
46 S.






Sehr nett finde ich ja, daß es in der Arbeit & Wirtschaft immer eine Geschichtsseite gibt, in der mal mehr, mal weniger interessante Bezüge zum Scherpunktthema aus der Geschichte der ArbeiterInnenbewegung gegeben werden. Zum Thema der April-Ausgabe, Jugend, gibt es so Informationen zu parteiübergreifenden Jugendaktionen in der Ersten Republik wie dem AK-"Jugendparlament" oder den Aktionen "Jugend in Not" und "Jugend am Werk" gegen die Arbeitslosigkeit in den 1930er Jahren, die von sozialdemokratischen und christlichen GewerkschafterInnen sowie sozialdemokratischen und katholischen Jugendorganisationen getragen wurden. Durchaus bemerkenswert für die damalige Zeit. Im kürzlich herausgegebenen Tagebuch Bruno Kreiskys aus seiner Zeit im austrofaschistischen Gefängnis schreibt er sehr bitter darüber, daß letztere Aktionen jetzt vom Regime einseitig propagandistisch verwertet werden.

Freitag, 19. Juni 2009

Blätter, Juni 2009



Blätter für deutsche und internationale Politik
Heft 6/2009
128 S.








Zur Feier des 80. Geburtstags des deutschen Philosophen schreiben hier mehrere WeggefährtInnen über Arbeiten mit und von Jürgen Habermas. Alle von Person und Werk schwer beeindruckt.

Am spannendsten war Lars Normanns Artikel Pakistan im Mehrfrontenkrieg, in dem er die politische Lage des Landes analysiert, die islamistische Gefahr, die Taliban, Afghanistan, Kaschmir. Kontrastierend zum Tenor medialer Berichterstattung bzw. dessen, was davon bei mir hängen bleibt, wenn er schreibt, es "bilden lediglich die Kernprovinzen südlich der Hauptstadt Islamabad, die mehrheitlich von Pandschabi (Punjab) und Sindhi (Sindh) bewohnt werden, relativ stabile Räume. Diese bevölkerungsreichen Provinzen sichern durch ihre starken säkularen Kräfte maßgeblich die Existenz Pakistans. Allein dieser Provinzen wegen spielen die von den Medien zumeist überschätzten islamistischen Kräfte praktisch kaum eine Rolle, zumindest was den demokratischen Willensbildungsprozess Pakistans anbelangt. Des Weiteren wehren diese beiden Kernprovinzen bislang erfolgreich eine flächendeckende 'Talibanisierung' des ganzen Landes ab."
Man vergißt oft die Größe der Bevölkerung Pakistans (162 Mio.). Das Argument der Überschätzung der Dimension des islamistischen Einflusses klingt nicht unplausibel.

Donnerstag, 18. Juni 2009

In eigener Sache: Augustin


Die Wiener Straßenzeitung Augustin sollte man aufgrund der spannenden Texte und aus sozialen Gründen immer kaufen.
Da diese Ausgabe ein Portrait meiner Wenigkeit bzw. meines Fußball-Blogs enthält, spreche ich hier eine besonders nachdrückliche Kaufempfehlung aus!

Montag, 15. Juni 2009

Adiós Sabata


Adiós Sabata
(Indio Black, sai che ti dico: sei un gran figlio di...)
Italien 1970
Regie: Frank Kramer (Gianfranco Parolini)
u.a. mit: Yul Brunner, Dean Reed, Pedro Sanchez (Ignacio Spalla), Gérard Herter





Im revolutionären Mexiko ist ein Goldschatz zwischen verbrecherisch-brutalem und korrupten Militär und von Revolverhelden unterstützten Revolutionären umkämpft. Soweit das klassische Setting. Es spielt diesmal aber nicht in der Revolution von 1910, sondern in den 1860er Jahren, rund um den Widerstand gegen das Regime des habsburgischen "Kaisers" Maximilian. So sind die gegnerischen Soldaten hier auch Österreicher, was historisch falsch ist - Maximilian wurde von französischen Truppen gestützt. Ich vermute mal, daß dies keine historische Ungenauigkeit war, sondern auf das in der Entstehungszeit des Films noch dankbare Habsburger/Österreich-Feindbild in Italien spekulierte. Brutale militärische Repression österreichischer Soldaten ist ja Teil des italienischen Risorgimento-Gedächtnisses, v.a. anläßlich der habsburgischen Herrschaft in der Lombardei und Venetien rund um die Revolution von 1848 bis in die 1850er/60er Jahre, die ja mühelos als Militärdiktatur zu bezeichnen ist. Die Jahre der "guten, alten Zeit" des so verklärten Kaisers Franz Joseph, als dessen Herrschaft knöcheltief im Blut watete. Aber das ist eine andere Geschichte.

Am auffälligsten ist an diesem Film sonst Yul Brunner als Indio bzw. Sabata, der hier fast genau seinen Glorreiche-Sieben-Part gibt. Beeindruckend ist aber v.a. die irrsinnig stimmungsvolle Musik von Bruno Nicolai. So muß Italowestern-Musik klingen. Ein netter, aber kein großer Western. Dafür fehlt mir eine Spur mehr Spannung, revolutionäre Leidenschaft im Revolutionswestern und, ich muß es sagen, auch Coolness des Helden.

Mittwoch, 10. Juni 2009

spw 170



spw
Heft 170 (2/2009)
April 2009
59 S.







Da liegt das Heft schon seit einiger Zeit wie so viele ungelesen am Zeitschriftenstapel. Als ich es dann in die Hand nehm', stell' ich fest, daß es ein Fehler war, nicht gleich hineingeschaut zu haben: Da ist ein Interview mit dem Schorsch drin! In der Reihe "5 Fragen an...", einer Art "Was wurde eigentlich aus...". Er erzählt von Antifaschismus als Grundlegung seines politischen Engagements, Bildungspolitik, der Organisationskultur der SPÖ im Vergleich zur SPD - und natürlich auch über öffentliche Wirtschaftspolitik am Beispiel des WWFF. Seine weiteren politischen Ziele? "Aim high: Die Renaissance der europäischen Sozialdemokratie in einem geeinten europäischen Bundesstaat. Im Kleinen: Die Verteidigung der absoluten Mehrheit im roten Wien. Verbunden damit: Eine kommunale Investitionsbank in öffentlicher Hand."

Schwerpunkt des Hefts sind Möglichkeiten und Chancen, mit Programmatik und politischen Antworten die der Wirtschaftskrise folgenden Krise des Neoliberalismus zur Schaffung einer linken Hegemonie zu nutzen. Sehr interessant weiters Raimund Felds Artikel über die problematische Lage der französischen Sozialdemokratie sowie der anderen Linksparteien - unter dem wenig hoffnungsvollen, aber wohl zutreffenden Titel "Sarkozy und kein Ende?".

Montag, 8. Juni 2009

Steyr

6.6.2009

Ich war echt überrascht, was für eine schöne Stadt Steyr ist. Warum sagt einem das denn keiner? Vor dem Fußballspiel, das Anlaß des Besuchs war, gab es da echt viel anzuschauen.

Im Museum Arbeitswelt Steyr wird Arbeitswelt und Leben im Laufe des letzten Jahrhunderts präsentiert. Im großen gibt's was über das Funktionieren des Finanzkapitalismus (links unten) oder Industrieentwicklung am Beispiel der Stadt Steyr, im kleinen über Erwerbsbiographien im Wandel, Bürowelten und natürlich industrielle Massenproduktion. Interessant dabei z.B. ein manuelles Montagesystem für Staubsauger-Aufsätze als Arbeitsplatz oder - mein persönliches Highlight - die Rekonstruktion eines Arbeiterwirtshauses der 1930er Jahre (rechts unten) zur Illustration der Entwickung der Teilung von Arbeitszeit und Freizeit. Mit herrlichen Details in der Raumgestaltung und einer Rede Otto Bauers, die aus dem Radiolautsprecher zu hören ist. Ganz, ganz großartig!


Museum Arbeitswelt Steyr, manuelles Montagesystem für Staubsauger-Aufsätze als Arbeitsplatz


Museum Arbeitswelt Steyr, Rekonstruktion eines Arbeiterwirtshauses der 1930er Jahre zur Illustration der Entwickung der Teilung von Arbeitszeit und Freizeit


nette Ecke


Schnallentor, am Schnallenberg. 1613 erbautes Stadt- und Mauttor mit Sgraffito-Verzierung.


Tabor, ehemaliger Feuerwachtturm. Schaut aus wie eine Kirche, ist aber keine. Der Name stammt von einer Belagerung der Stadt durch ein tschechisches Heer 1467 (Tabor = Festung auf tschechisch).


Aussicht vom Tabor über die Stadt


Was wäre Steyr ohne Industrie: Blick auf die MAN Nutzfahrzeuge Steyr


Blick auf Schloß Lamberg, das über dem Zusammenfluß von Enns und Steyr thront, um 980 als "Styraburg" erstmals erwähnt, heutige Ansicht als Barockschloß nach Wiederaufbau nach dem Stadtbrand 1727.


Blick aufs Ufer von Steyr und Enns, rechts Michaelerkirche (1635) und links das Bürgerspital (14.Jh.).


Blick aufs linke Ufer der Enns, links oben am Berg der Tabor.


Zwischenbrücken, Blick in die Enge Gasse (links), rechts geht's hinauf zum Schloß Lamberg


Stadtplatz mit Stadtbrunnen


Stadtplatz. Rathaus rechts mit Turm.


Innerberger Stadel. 1612 erbaut, einst Lebensmittel und Getreidespeicher, später Sitz der "Innerberger-Eisengewerkschaft", heute Museum

Mittwoch, 3. Juni 2009

Datum 6/09



Datum
6/09
98 S.







Eine spannende, gut geschriebene Geschichte über Gefangene schwarzer Hautfarbe im KZ Mauthausen bringen Marina Wetzlmaier und Duygu Özkan. Warum kann das Profil nicht derart informativ, aber unaufgeregt seine historischen Artikel schreiben? Ist aber wohl schwieriger, wenn man ca. 20 Hitler-Coverstories mit SENSATION!!!-Etikett im Jahr liefern muß, die sich mit den ca. weiteren 20 Gesundheits-/Krankheits-/Wissenschaftsthemen im Jahr abwechseln müssen. Da darf man jetzt auch nicht zu streng sein...

Einen Blick in eine exotische, unverständliche, fremde Welt bietet im Heft ein Interview mit einem Menschen, der beruflich "Animateur" in einem "Urlaubsclub" ist. Überhaupt nicht verständlich und nachvollziehbar für mich, was an so einem "Urlaub" ansatzweise leiwand oder interessant sein könnte. Aber gut, wenn's Leute gibt, denen das gefällt. Was denkt sich der Geisterfahrer: Die fahren ja alle in die falsche Richtung.