Mittwoch, 23. Juli 2008

Europäische Rundschau 2008/2




Europäische Rundschau
36. Jg., Nr. 2/2008
136 S.






József Debreczeni bringt hier ein interessanten Essay über die Charakteristiken der bisherigen drei Ministerpräsidenten des demokratischen Ungarn, József Antall, Viktor Orbán und Ferenc Gyurcsány. Sonst ist auch noch ein persönlich gehaltener Bericht über das Innenleben der österreichischen Botschaft in Moskau während des Prager Frühlings und dessen Niederschlagung 1968 interessant.

Mehr amüsant als informativ ist ein Artikel von Jochen Thies über die deutschen Parteien und die Außenpolitik. Er postuliert (s)eine außenpolitische Linie als die richtige - d.i. Soldaten ins Ausland schicken und militärische Gewalt einsetzen - und mißt an der Zustimmung dazu die Kompetenz der Parteien. Bezeichnend, wenn er über den SPD-Abgeordneten Niels Annen schreibt, daß dieser in einem Artikel nicht klar formuliert und keine Position eingenommen habe und als finalem Beweis hierfür den Satz "Die grundsätzliche Skepsis der Deutschen gegenüber militärischen Interventionen im Ausland ist das Ergebnis eines langen Prozesses der Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit, auf den wir stolz sein können." anführt. Was wäre da jetzt unklar oder ohne politische Positionierung? Ist ganz offensichtlich nicht die Meinung von Thies, aber wenn schon polemisch über wen herziehen, dann doch bitte nicht so an den Haaren herbeigezogen. Sonst wäre der Text zwar keine seriöse Analyse, sondern tendenziös gewesen - aber wenn's intellektuell anregend und gut gemacht ist, les' ich sowas ja auch gern. Damit hat er sich aber seinen sonst gar nicht schlechten Versuch hin gemacht.

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