Mittwoch, 30. Juli 2008

Blätter, Juli 2008



Blätter für deutsche und internationale Politik
53.Jg., Heft 7/2008
128 S.






In der Juli-Ausgabe gibt es informative Länderberichte über die Linke in Polen und die Politik im Libanon und in Südafrika. Spannende Artikel gibt es anläßlich der kommenden US-Präsidentschaftswahlen, so über die außenpolitische Verortung John McCains, der nach Matthew Yglesias im Unterschied zu Bush jun. tief in der aggressiven Linie der Neo-Cons verwurzelt ist, und über den seit Jahrzehnten als Weltmacht-Strategen bekannten Zbigniew Brzezinski, nunmehr Obama-Berater. Auch sehr interessant die aus persönlicher Beteiligung angeleiteten Beiträge von Ekkehart Krippendorff und Manfred Lauermann über 1968 in Westdeutschland.

Dienstag, 29. Juli 2008

Spiel dein Spiel und töte, Joe


Spiel dein Spiel und töte, Joe / Spiel dein Lied und töte, Joe (Un uomo chiamato Apocalisse Joe / Apocalipsis Joe)
Italien/Spanien 1970
Regie: Leopoldo Savona
u.a. mit Anthony Steffen (Antonio de Teffé), Eduardo Fajardo




Der Held (Anthony Steffen) als Schauspieler, der Hamlet und Macbeth spielt, ist auch einmal eine interessante Variante. Ansonsten konzentriert sich der Film aber mehr auf die Schießereien als Hauptsache. Dabei wäre im Part des Ungustls (Eduardo Fajardo), der als unrechter Minenbesitzer die Stadt tyrannisiert, wohl mehr drin gewesen. Dennoch ein guter Italowestern mit großer Musik - und mit hartem Ende des Schlußduells. Amüsanter Schlußdialog mit dem entschwindenden Held Joe Clifford:
Clark: "Moment mal, Joe. Mit wem bist du eigentlich verabredet?"
Clifford: "Mit Shakespeare!"
Rita: "Ist das ein Mädchen oder ein Revolverheld?"
Clark: "Weiß ich auch nicht. Aber komisch, irgendwie kommt mir der Name bekannt vor."


Literatur:
Ulrich P. Bruckner, Für ein paar Leichen mehr. Der Italo-Western von seinen Anfängen bis heute. Stark erweit.u.aktual.Neuausg., Berlin 2006, S.361f.

Freitag, 25. Juli 2008

And the nominees are...

Sonja ist für ihren LeBlog über Frankreich für den CNN Journalist Award nominiert.

Beeindruckend! Da gratulieren wir und drücken die Daumen!

Der Gefürchtete



Der Gefürchtete
(Sartana nella valle degli avvoltoi)
Italien 1970
Regie: Roberto Mauri
u.a. mit William Berger, Wayde Preston, Aldo Berti





Ein ziemlich fader Film. Was scheinbar die Höhepunkte darstellen soll kommt so langsam daher und ist dann so kurz, daß keinerlei Spannung die statische Inszenierung vergessen läßt. Hätte nichts versäumt gehabt, ihn nicht gesehen zu haben.

Mittwoch, 23. Juli 2008

Europäische Rundschau 2008/2




Europäische Rundschau
36. Jg., Nr. 2/2008
136 S.






József Debreczeni bringt hier ein interessanten Essay über die Charakteristiken der bisherigen drei Ministerpräsidenten des demokratischen Ungarn, József Antall, Viktor Orbán und Ferenc Gyurcsány. Sonst ist auch noch ein persönlich gehaltener Bericht über das Innenleben der österreichischen Botschaft in Moskau während des Prager Frühlings und dessen Niederschlagung 1968 interessant.

Mehr amüsant als informativ ist ein Artikel von Jochen Thies über die deutschen Parteien und die Außenpolitik. Er postuliert (s)eine außenpolitische Linie als die richtige - d.i. Soldaten ins Ausland schicken und militärische Gewalt einsetzen - und mißt an der Zustimmung dazu die Kompetenz der Parteien. Bezeichnend, wenn er über den SPD-Abgeordneten Niels Annen schreibt, daß dieser in einem Artikel nicht klar formuliert und keine Position eingenommen habe und als finalem Beweis hierfür den Satz "Die grundsätzliche Skepsis der Deutschen gegenüber militärischen Interventionen im Ausland ist das Ergebnis eines langen Prozesses der Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit, auf den wir stolz sein können." anführt. Was wäre da jetzt unklar oder ohne politische Positionierung? Ist ganz offensichtlich nicht die Meinung von Thies, aber wenn schon polemisch über wen herziehen, dann doch bitte nicht so an den Haaren herbeigezogen. Sonst wäre der Text zwar keine seriöse Analyse, sondern tendenziös gewesen - aber wenn's intellektuell anregend und gut gemacht ist, les' ich sowas ja auch gern. Damit hat er sich aber seinen sonst gar nicht schlechten Versuch hin gemacht.

Montag, 21. Juli 2008

Sabata


Sabata
(Ehi amico! C'è Sabata, hai chiuso!)
Italien 1969
Regie: Gianfranco Parolini
u.a. mit Lee Van Cleef, William Berger, Pedro Sanchez (Ignazio Spalla), Franco Ressel, Robert Hundar




Lee Van Cleef in seiner eleganten Paraderolle als Sabata. Jetzt nicht die Art von Western, wie ich ihn mag, allerdings ist derer Film sehr kurzweilig, macht Spaß zuzuschauen. Durch den ein bisserl an Viva Maria erinnernden Artisten-Part wird klar, das das alles mit Schmunzeln zu nehmen ist. Eine Fortsetzung des Films hat's auch gegeben.

Freitag, 18. Juli 2008

Ein Fressen für Django


Ein Fressen für Django
(W Django)
Italien 1971
Regie: Edward G. Muller (Edoardo Mulargia)
u.a. mit: Anthony Steffen, Stelio Candelli, Glauco Onorato





Das schönste ist der Vorspann, mit klassischer Italowestern-Musik. Ansonsten ist der Rachewestern mit Anthony Steffen als Django, der sich an den Mördern seiner Frau rächt, eher langweilig - trotz ungeniert geklauter Szenen aus anderen Filmen (und gut geklaut ist ja normal immer besser als selbst schlecht erfunden).

Mittwoch, 16. Juli 2008

spw 164


spw
Zeitschrift für Sozialistische Politik und Wirtschaft
Heft 164 (4/2008)
Mai 2008
59 S.




Thomas Westphal ortet das Platzgreifen einer romantischen Gefühlsreligion aus der "aggressiven "nix ist fix" Kultur", des "gesellschaftlich-geistigen Überbaus" der "rein öknomischen Entwicklung des Finanzmarktes und seiner Kultur". Er schreibt in seinem Vorwort, "Religion als Erhabenheit vor der Endlichkeit, als die Suche nach dem Ich, als ganz persönlicher Gott, ist der individuelle Reflex auf eine entsolidarisierte Welt. Religion als Selbstbegeisterung in einer Welt ohne Enthusiasmus mag das individuelle Leben erleichtern, aber es ändert nichts an den Verhältnissen. Kurzum: Auch in der Form der romantischen Gefühlsreligion, bleibt Religion Opium. Viel Spaß beim Schweben."

Ich teile die grundsätzliche Einschätzung der gesellschaftlichen Substanz von Religion. Sie dient dazu, Machtverhältnisse zu verfestigen und wo sie revolutionär daherkommt endet es nur im "Der König ist tot, es lebe der König". Leute geben irgendwelchen von Gott faselnden Leuten ihr Geld, weil sie eingeredet bekommen, daß das was nützt oder sie sich dann besser fühlen. Tun Leute, die kiffen, auch. Und das Geld wandert ebenso in sinistre Kanäle. KifferInnen haben allerdings nie zu allen Zeiten Waffen und Kriege gesegnet.

Aber zurück zum Thema: Gibt es das wirklich, den neuen "Gotteswahn, der sich in unserer Gesellschaft breit macht", von dem Westphal schreibt? Als in der Pampa Aufgewachsener ist mir die Allgegenwart der Irregeführten ja so gewohnt, daß mir so was wohl vielleicht tatsächlich nicht auffallen würde. Aber ist es so, daß man von einer "romantischen Ich-Begeisterung" als neuer Religion sprechen kann wie es Westphal tut? Ja, Vereinzelung, lebenslängliches Lernen, "wir bekommen alle keine Pension mehr", nach unten treten, wir sind alle selbstausbeuterische Einpersonenunternehmen mit Projekten - ja, das sind Ausdrücke des Überbaus der ökonomischen Entwicklung und sind demgemäß als Leitbilder hegemon. Aber Religion? Ich weiß nicht. Aber so Begriffsfixiertheit ist ja nicht so meins, vielleicht also.

Der Schwerpunkt der Ausgabe gilt dem Konzept Gute Arbeit. Es geht nicht um Arbeit allein, sondern um Arbeit, von und mit der man gut leben kann. Da gibt es dann Vorschläge wie eine lebenslauforientierte Beschäftigungs-/Arbeits-/Arbeitslebensversicherung anstatt einer Arbeitlosenversicherung.

Und zwei Mal kommt im Heft das Wort "verschlimmbessern" vor. Ist das ein Modewort? Ich krieg so was ja immer zuletzt mit.

Dienstag, 15. Juli 2008

Ein Loch in der Stirn



Ein Loch in der Stirn
(Un buco in fronte)
Italien 1967
Regie: Giuseppe Vari
u.a. mit: Anthony Ghidra (Dragomir Bojanić), Robert Hundar






Ein netter Film über die Jagd nach einem Goldschatz. Kein Glanzstück, aber doch eine schöne Parade vieler Genreelemente. Der Einzelkämpfer, die Banditen, ausgebeutete und dann befreite Frauen, alles da. Den Part der Opfer, denen der Held Gutes tut, gibt's diesmal in Gestalt von Mönchen, deren Kloster unschuldig zum Handkuß kommt.

Freitag, 11. Juli 2008

Datum 7-8/08


Datum
Juli/August 2008
98 S.





Interessant hab' ich diesmal die Geschichte über den Chef des Verlags Bibliothek der Provinz Richard Pils gefunden. Der Verlag fällt mir oft mit ziemlich guten Publikationen auf. Im Artikel geht's zwar vor allem um schwarzen Filz in Niederösterreich, auch informativ, aber für mich diesmal alles nur Hintergrundinformation. Ich mag das, wenn mir, wenn ich demnächst irgendwann ein Buch zur Hand nehme, solche Details einfallen.

Samstag, 5. Juli 2008

Leg' ihn um, Django


Leg' ihn um, Django / Glory, Glory Hallelujah / Rio Bandidos
(Vado, l'ammazzo e torno)
Italien 1967
Regie: Enzo G. Castellari
u.a. mit: George Hilton, Edd Byrnes, Gilbert Roland




Die großartige Anfangssequenz und der Schluß orientieren sich stark an Sergio Leone, zuerst die drei Reiter als Paraphrase auf die drei am Bahnhof Wartenden in Once upon a Time in the West / Spiel mit das Lied vom Tod, die wie Doubles von Clint Eastwood, Lee van Cleef und Franco Nero aussehen, und dann die Dreiersituation am Schluß, anders aufgelöst als bei Il buono, il brutto, il cattivo / The Good, the Bad and the Ugly / Zwei glorreiche Halunken. Ein englischer Titel des Films war auch For a few bullets more. In der deutschen Synchronfassung hat man diese Anspielungen mit gewohnter Nonchalance weggewischt und den Helden, der eigentlich die Figur des "Fremden" darstellt, zum "Django" gemacht.

Auch wenn die Bildqualität nicht Sergio Leones Qualität (d.h. aber auch absolute Spitzenklasse) erreicht, so orientiert sich die Inszenierung erfreulicherweise oft an diesem bestmöglichen Vorbild. Leider gibt es dann auch eine slapstickartige Prügelszenen, die den Genuß verringern. Dieser Klamauk zerstört mir immer die Theatralik des Italowesterns. Die Figur des Clayton (Edd Byrnes) als James-Dean-Verschnitt zu gestalten ist auch etwas seltsam. Aber der Film ist ansonsten hochamüsant und irrsinnig unterhaltsam. Gut gespielt, gut inszentiert, sehr schön.

Donnerstag, 3. Juli 2008

Barquero



Barquero
USA 1970
Regie: Gordon Douglas
u.a. mit: Lee van Cleef, Warren Oates, Kerwin Mathews






Lee van Cleef zuzuschauen ist immer ein Vergnügen. In diesem Film mimt er den "Guten", der die Bevölkerung eines Dorfs gegen die Banditen schützt. Der Film orientiert sich am US-Western-Stil mit Integration von ein paar Italowestern-Stilelementen (die Gewaltorgie zu Beginn, das an Gian Maria Volontés El Indio in Sergio Leones Für ein paar Dollar mehr erinnernde Kiffen des Bösewichts) und bietet im Kampf um eine Fähre eine Art von Psycho- und Stellungskrieg zwischen Banditen und Helden. Ein überraschend guter Film.