Donnerstag, 29. Mai 2008

Datum 6/08


Datum
Juni 2008
98 S.





Jetzt nicht gerade eine spannende Ausgabe (die Faymann-Geschichte hab' ich nahezu gleichlautend auch schon ein paar Mal im Falter und im Profil in den vergangenen Jahren gelesen...). Interessant aber der Artikel über die Kontrolle von SupermarktmitarbeiterInnen in Österreich, zwar nachheischend, nachdem es da einen Skandal in Deutschland gegeben hat - trotzdem wichtig sowas. Genauso wie der Text über Widerstandskämpfer gegen das Nazi-Regime in einem Salzburger Bergdorf.

Und bemerkenswert, daß sich Datum für das Nicht-Gegenchecken eines Van der Bellen-Zitats in der letzten Aussage entschuldigt. Fehler kann ja jeder machen, wie unlängst die APA bewiesen hat:

APA0816 5 SI 0540 SA Korr APA0604/28.05 Mi, 28.Mai 2008
Fußball/EM/EURO 2008/Österreich/Schweiz/Nationalteam/Reaktionen

EURO 2008: Gefasste Enttäuschung bei ausgebooteten ÖFB-Spielern

Utl.: Weissenberger konnte Entscheidung "nicht nachvollziehen" - Maierhofer: "Sage nichts, was ich bereuen könnte" =

Graz (APA) - In APA0604 ist im vierten Absatz die Aussage Markus Weissenbergers zu ändern in: "Ich war in Frankfurt im Frühjahr Stammspieler und habe wirklich sehr gute Leistungen gebracht." (nicht: "Okay, ich habe in Deutschland nicht besonders gut gespielt.")

Mittwoch, 28. Mai 2008

Sando Kid spricht das letzte Halleluja


Sando Kid / Sando Kid spricht das letzte Halleluja / Sando Kid spricht das letzte Vaterunser
(Su le mani, cadavere! Sei in arresto)
Italien/Spanien 1971
Regie: León Klimovsky, Sergio Bergonzelli
u.a. mit Peter Lee Lawrence, Espartaco Santoni




Eine eigentlich gute Story über die ursprüngliche Akkumulation im amerikanischen Westen (darin, aber auch wirklich nur darin vergleichbar mit Once upon a time in the West / Spiel mir das Lied vom Tod). Über die billige Machart (die Kostüme!) könnte man daher noch hinwegsehen. Allerdings zerstört das Komödiantische das alles, so ist das nichts. Nicht einmal Espartaco Santoni, der seine Sache als Bösewicht routiniert gut macht, kann den Film retten.

Dienstag, 27. Mai 2008

Tampeko


Tampeko - der Dollar hat zwei Seiten
(Per pochi dollari ancora)
Italien/Frankreich/Spanien 1966
Regie: Giorgio Ferroni
u.a. mit Giuliano Gemma, Ángel Del Pozo, José Calvo, Sophie Daumier






Ein unterhaltsamer Film, der versucht ein historisches Thema (versprengte Soldaten der Südstaaten nach dem Ende des US-Bürgerkriegs) aufzugreifen und daraus einen Filmstoff zu machen, was ganz gut gelingt. Giuliano Gemma macht seine Sache gut, wenn er mir als Italowestern-Held auch nicht wirklich gefällt, weil er dafür eigentlich "zu schön" und zu wenig dreckig ist. So bleibt die Italowestern-Stimmung aus. Der Film ist mir auch insgesamt zu hell (und damit zu nahe am US-Western-Stil).

Montag, 26. Mai 2008

Europäische Rundschau 2008/1



Europäische Rundschau
Vierteljahreszeitschrift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschichte
36. Jg., Nr. 1/2008
144 S.





Es gibt in dieser Ausgabe informative Beiträge über Vergangenheitsbewältigung in Serbien (von László Végel) und die Innenpolitik in Kroatien (Christopher Cviic) und der Ukraine (F. Stephen Larrabee). Solche Berichte sind es, wofür ich diese Zeitschrift schätze.
Auch wenn Artikel hier vor allem von einem rechten Standpunkt aus geschrieben sind. Hierzu sind vor allem die Polemiken zur deutschen Innenpolitik immer amüsant, so wenn etwa Walter Schilling den "Aufstieg der extremen Linken" erklärt:
"Zu dem deutlichen Erstarken der extremen Linken in Deutschland hat sicherlich auch die mangelnde und gelegentlich unprofessionelle Gegenwehr des Bürgertums beigetragen. Auch zahlreiche Intellektuelle, Vertreter der Kirchen und eine große Zahl von Nichtregierungsorganisationen tendieren seit Jahren dazu, staatlich vermittelte soziale Sicherheit, Solidarität, Gerechtigkeit etc. der individuellen Freiheit und der Eigenverantwortung der Menschen vorzuordnen".
Das zeigt einerseits eine Verkennung der sozialen Realität, andererseits ist es eine offene Äußerung eines konservativen politischen Standpunkts. Jetzt halte ich von dieser Linkspartei auch eher wenig, sehe sie aber vor allem als Defizit der Sozialdemokratie, die Interessen sozial Schwächerer zu vertreten, heraus aus einer von neoliberaler Ideologieproduktion verblendeten Fehlanalyse, wo und was "die Mitte" wäre. So eine Partei ist dann das Produkt aus wirtschaftlicher Lage, sozialem Protest und falscher Politik.

Freitag, 23. Mai 2008

Blätter, Mai 2008



Blätter für deutsche und internationale Politik
53.Jg., Heft 5/2008
128 S.






Neben zwei, um Differenzierung des medialen Bildes bemühten, Artikeln über Tibet (Maximilian Mayer) und Ruanda (Sabine Grund) und ein paar anderen ganz netten Texten sind vor allem die Beiträge von Kerstin Petretto Renaissance der Piraterie und von Susanna Böhme-Kuby Martyrium eines Aufrechten über den deutschen Pazifisten Carl von Ossietzky hervorzuheben. Petretto berichtet über Umfang und größeren Problemkontext des florierenden Geschäfts von Piraten auf den Weltmeeren, einer Realität abseits jeglicher Romantik. Böhme-Kuby erinnert anläßlich seines 70. Todestags an Ossietzky, Friedensnobelpreisträger 1935, und kritisiert, daß sein Name im Gegensatz zu den Offizieren des 20. Juli 1944 und den StudentInnen der Weißen Rose im öffentlichen Gedenken in Deutschland zu kurz kommt, obwohl sein Pazifismus uns heute etwas zu sagen hätte.

Donnerstag, 22. Mai 2008

1000 Dollar Kopfgeld


(Il venditore di morte / Sarg der blutigen Stiefel / Sarg der blutigen Rache)
Italien 1971
Regie: Enzo Gicca Palli
u.a. mit Gianni Garko, Klaus Kinski, Gely Genka





Der Film integriert ein anderes Genre in ein Italowestern-Setting: Die Handlung ist ein Krimi, in welcher der Held (Gianni Garko) einen Mörder findet. Das macht das ganze sehr interessant und kurzweilig - die Frage Wer ist der Mörder? ist ja eine der ältesten und zugleich nie veraltenden Fragen von Literatur und Film.
Leider sind auch einige Elemente des Klamauk-Western (Haufen sich prügelnder Männer) hereingenommen worden, was das Vergnügen trübt. Flashig war der knallgelbe Hosenanzug von Polly (Gely Genka) - war das jetzt ein Zitat der Mode der 1970er, ein ahistorisches Symbol für die Emanzipiertheit dieser Frau (die im Western natürlich ein Bordell/einen Saloon betreibt) oder war das ganze so billig produziert, daß man für eine der Hauptdarstellerinnen kein Kostüm mehr gehabt hat und sie in ihrem aktuellen Gewand gespielt hat???

Mittwoch, 21. Mai 2008

Der gnadenlose Rächer


Der gnadenlose Rächer
(Young Billy Young)
USA 1969
Regie: Burt Kennedy
u.a. mit Robert Mitchum, Angie Dickinsion, Robert Walker Jr.





Ein mit ein paar Stilelementen des Italowesterns (zu dieser Zeit ja modern) angereicherter US-Western. Nach der dafür netten Anfangssequenz, die an einen italienischen Revolutionswestern erinnert, mitsamt Mexikanern, Helden mit Ponchos, Zug und Kamera-Totalen, entwickelt sich der Film dann immer stärker im Stil des klassischen US-Western. Robert Mitchum erinnert auch körperlich geradezu an John Wayne (und das Sheriffbüro an Rio Bravo). Das und die geringe Spannung macht daraus einen unterdurchschnittlichen Film.

Mittwoch, 14. Mai 2008

Friedhof ohne Kreuze


Friedhof ohne Kreuze
(Une corde, un Colt / Cimitero senza croci)
Frankreich/Italien 1968
Regie: Robert Hossein
u.a. mit Robert Hossein, Michèle Mercier, Anne-Marie Balin





Eine vertrackte Geschichte, in der der Held (Robert Hossein) eigentlich ja kein Guter (die drei Toten im Saloon...), jedenfalls aber tragisch ist, und die eigentliche Hauptperson die verbitterte Witwe (Michèle Mercier) als Erinnye ist. Die Stelle des schlechten Gewissens, als die beiden auf der Straße stehen, während die Brüder die als Rache für die Ermordung ihres Mannes entführte Tochter des Ungustls (Anne-Marie Balin) vergewaltigen, war schon sehr gut. Es geht im Film um Rache, aber nicht um deren plakative Erfüllung, sondern um die Schwierigkeit, sie zur Befriedigung heranziehen zu können. Und das Ende!
In seltsamen Kontrast zur Melancholie der Bilder hab' ich die mir zu fröhliche Musik empfunden. Lippitsch hat den Film teilweise spannungsarm gefunden, das finde ich nicht, da gerade das herausgenommene Tempo den Grundton der Verzweiflung des Films irgendwie noch betont hat. Ulrich Bruckner hat Recht, daß er den Film mit Sergio Corbuccis düsterem Klassiker Il grande silenzio vergleicht, wo ja auch ein Franzose (Jean-Louis Trintignant) einen tragischen Helden gegeben hat. Auch wenn Corbuccis Film noch düsterer war, so zeigt doch dieser "französische Italowestern" eine eigene, hochinteressante Sprache.

Literatur:
Ulrich P. Bruckner, Für ein paar Leichen mehr. Der Italo-Western von seinen Anfängen bis heute. Stark erweit.u.aktual.Neuausg., Berlin 2006, S.292-294
Michael Lippitsch, Die 200 wichtigsten Italo-Western. Norderstedt 2006, S.114f.

Dienstag, 13. Mai 2008

Hollabrunn

10.5.2008

Dank Rapid (aber auch dem Fußball allgemein) komm' ich ja ein bisserl rum. Diesmal nach Hollabrunn, zu einem Freundschaftsspiel. Auch wenn ich da vorher noch nie war, es ist eine niederösterreichische Kleinstadt, wie ich sie genau so aus meiner ruralen Jugend nur zu gut kenne. Wie gut, daß die Zeit vorbei ist, wo so was für mich "Stadt" war.

Hauptplatz mit typischen Bürgerhäusern, hier ein Jugendstilexemplar


Hauptplatz. Links Florianibrunnen (1862), rechts hinten das Rathaus mit Uhrturm und ganz hinten der Turm der röm.-kath. Pfarrkirche


Tafel an der röm.-kath. Pfarrkirche, für einen armen Menschen wohl von den glücklichen Bürgern gewidmet


Erzbischöfliches Seminar, also das Groer-Haus. Ziemlich großer Komplex, 1880/81 als röm.-kath. Priesterseminar erbaut, nach 1938 Kreishaus der NSDAP, heute darin neben kirchlichem Realgymnasium auch BHAK/BHAS.


Armenhaus. 1801 für in finanzielle Not geratene Hollabrunner Bürger erbaut, 1826 zum Krankenhaus erweitert. Der Bau von Armenhäusern war nicht nur eine soziale Tat, sondern auch angenehmer als diese vielleicht auch noch abwechselnd (je nach der diesbezüglichen "Sozialgesetzgebung") in den eigenen Häusern zu beherbergen. Zu beachten: Bürger war ein exklusiver Titel.


ehem. Kapuzinerkloster (1666/67 erbaut, 1783 im Rahmen seiner Tabula rasa von Joseph II. aufgehoben). Links die Klosterkirche, im roten Haus rechts war das Pförtnerhaus. Nach der Klosteraufhebung war das Gebäude u.a. ein Gefängnis.


beachtenswerte Aufschrift, wohl denkmalgeschützt. Die Fenster im Obergeschoß sind dafür nicht so stilecht.


Getreide-Lagerhaus von 1898. Ist ja alles landwirtschaftlich geprägt da.


Alter Schlachthof. Städtisches Jugendzentrum.


Aber hier leben? Nein, danke.


Freitag, 9. Mai 2008

Knie nieder und friß Staub


Knie nieder und friß Staub
(Anda muchacho, spara! / Dead men ride)
Italien/Spanien 1971
Regie: Aldo Florio
u.a. mit Fabio Testi, Charo Lopez, José Chalvo, Eduardo Fajardo






Der zweite Florio-Film ist sehr schön anzusehen und bietet mit den Rückblenden sowie reichlich Spannung eine intelligent gemachte Geschichte. Fabio Testi als harter Held löscht eine Bande aus (aus Rache für seinen Freund Emiliano) und befreit damit die von diesen unterdrückten Werktätigen. Besonders die Kontrastierung der Bergarbeiter und den sich Ausschweifung und Intrigen hingebenden Bösewichten ist sehr nett, für Ulrich Bruckner scheinen letztere "direkt aus einer griechischen Tragödie entnommen zu sein".

Literatur:
Ulrich P. Bruckner, Für ein paar Leichen mehr. Der Italo-Western von seinen Anfängen bis heute. Stark erweit.u.aktual.Neuausg., Berlin 2006, S.390f.

Dienstag, 6. Mai 2008

Prokla 150



PROKLA 150
Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft
38.Jg., Nr.1, März 2008
171 S.






"Umkämpfte Arbeit" ist das diesmalige Prokla-Schwerpunktthema. Es gibt einiges über Prekarisierung und Arbeitsbeziehungen im Wandel. Interessant dabei etwa Robert Hinkes Artikel Gewerkschaftliche Herausforderung Ostdeutschland, in dem er einen dortigen "ostelbischen Kapitalismus" (mit Assoziation an die historische feudale Agrarverfassung) vom "rheinischen Kapitalismus", dem westdeutschen Wirtschaftswunder-Typus unterscheidet und dies und nicht eine zu geringe Dosis für das Schwäche gewerkschaftlicher Politik verantwortlich macht.

Am fesselndsten war der Beitrag von Ingrid Artus über Repressive Integration als Herrschaftsmodus im prekären Dienstleistungsbereich. Sie beschreibt diesen als "eine besonders zukunftsträchtige Form arbeitspolitischer Steuerung" - "Ihn zu analysieren und seine Wirksamkeit zu verstehen, scheint essentiell für den Kampf gegen menschenverachtende Arbeits- und Entlohnungsbedingung." Anhand zweier multinationaler Dienstleistungsunternehmen, zur Kenntlichkeit als "Fast Food" und "Transport" verklausuliert, wird die Funktionsweise der "Betriebsfamilie" dargestellt. Auf Basis von Interviews (endlich mal was nicht theorielastiges, sondern quellengestütztes! Danke!!!) zeigt Artus, wie die Gemeinschafts- bzw. Familien-Ideologie der Unternehmen mit ihren prekär Beschäftigten funktioniert und wie hier kollektive Interessenvertretung behindert wird, aber auch welche Perspektiven diese hier hat.

Montag, 5. Mai 2008

Die unerbittlichen Fünf


Die unerbittlichen Fünf
(I 5 della vendetta / Five giants from Texas)
Italien/Spanien 1966
Regie: Aldo Florio
u.a. mit Guy Madison, Monica Randall, Mariano Vidal Molina





Ein offensichtlich billig produzierter Film, der auch in der Inszenierung nichts Großartiges bietet, allerdings durchaus gut unterhält. Man könnte sagen, ein schnörkelloser Italowestern. Fünf Freunde rächen den von Banditen ermordeten Freund und bringen dessen Witwe zu ihrem Sohn zurück.