Montag, 31. März 2008

ÖZP 2007/4



Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft
2007/4
119 S.






Diesmal geht's im Schwerpunkt um die Vertretung von Interessen in der Politik und deren Wandel im politischen System Österreichs, von der Sozialpartnerschaft und ihren Institutionen zum Lobbying. Dies und die herrschende Agenturitis ist sicherlich ein lohnendes Forschungsthema, da gibt's wohl noch viel zu tun. Die Artikel selbst sind gehaltvoll, aber jetzt zum Lesen kein Reißer - andererseits, gut, was les' ich so Zeug auch.
Auch ganz interessant der Beitrag von Franz Urban Pappi über die Bedeutung von Koalitionspräferenzen bei der Wahlentscheidung, am Beispiel der Nationalratswahlen 2006. Für ihn gibt es einen internen Mobilisierungseffekt, der AnhängerInnen einer Partei zur Wahlentscheidung mehr motiviert, je stärker eine bestimmte Koalitionspräferenz der eigenen Partei vorhanden ist, und einen externen Mobilisierungseffekt bei WählerInnen ohne starke Parteipräferenz.

Freitag, 28. März 2008

Europäische Rundschau 2007/4



Europäische Rundschau
Vierteljahreszeitschrift für Politik, Wirtschaft und Zeitgeschichte
35. Jg., Nr. 4/2007
143 S.





Die Europäische Rundschau bietet mal wieder die für sie typischen, erkenntnisarmen PolitikerInnen-Beiträge, hier eine außenpolitische Rede von Ursula Plassnik sowie ein wirtschaftsgeschichtlicher Artikel von Hannes Androsch über Europa in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, der zumindest eine annehmbare, wenn auch aufschlußlose (und nicht im Detail belegte) Literatur-Komprimierung bringt. Interessant ist Christian Flecks Artikel über die Defizite der EU-Forschungsförderung und Anton Pelinkas Beitrag über den ungarischen Nationalismus, wenngleich dieser auch nichts Neues bringt. Am besten ist Günter Bischofs Artikel über die Geschichte der "public diplomacy" der USA, die, die "klassische" militärische und diplomatische Außenpolitik begleitende, Strategie zur Gewinnung der "hearts and minds". Da hätte man sich noch mehr zur Einbettung in die jeweiligen Phasen der US-Außenpolitik gewünscht, aber dennoch eine interessante Geschichte.

Dienstag, 25. März 2008

Blätter, März 2008



Blätter für deutsche und internationale Politik
53.Jg., Heft 3/2008
128 S.






Neben informativen Kurzberichten über die politische Lage in Italien, in Kenia oder im Iran bietet in diesem Heft Wladislaw Inosemzew eine sehr interessante Sektion des Putin-Regimes in Rußland und Dorothee Wirling in der Reflexion eigener Oral History-Arbeit in und über die DDR eine beachtenswerte Diskussion von Erzählmustern.

Am anregendsten ist Ulrich Menzels Fokus auf die Konjunkturen westlicher Asien-Rezeption (z.B. "Innerhalb weniger Jahrzehnte hat China eine beispiellose Karriere gemacht vom Land der Kulis, Bettler, Opiumraucher, Prostituierten, Triaden und Glücksspieler über das nachahmenswerte "Modell" für alles und jedes, gefolgt vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten westlicher Goldgräber bis zum eigentlichen Globalisierungsgewinner.") und seine Beschreibung von drei Paradigmen der Erklärung des asiatischen Entwicklungsprozesses: Dieser sei auf die Befolgung neoliberaler Rezepte zurückzuführen, beruhe auf der entscheidenden Rolle des bürokratischen Entwicklungsstaates oder sei in seinem Erfolg überhaupt zu bezweifeln was mittlerwile abgelöst ist durch den Fokus auf die Fragilität des Wachstums und soziale Polarisierung und Verwerfungen. Das alles dann noch historisch kontextualisiert (Weltsystem). Paßt, sowas les' ich gern'.

Samstag, 22. März 2008

Das Manifest - heute



Eric Hobsbawm u.a.
Das Manifest - heute
150 Jahre Kapitalismuskritik
Hamburg ²2000 (VSA)
300 S.







Das 1998 zum 150-jährigen Jubiläum des Kommunistischen Manifests von Karl Marx und Friedrich Engels erschienene Buch beinhaltet einige Beiträge verschiedener AutorInnen. Eine überwältigende Fülle von Gedanken.
Eric Hobsbawms Artikel bringt die Faszination des Manifests auf den Punkt, wenn er schreibt, "was 1848 einem unvoreingenommenen Leser als revolutionäre Rhetorik oder bestenfalls als eine plausible Prognose erscheinen mochte, kann heute als eine knappe Beschreibung des Kapitalismus am Ende des 20. Jahrhunderts gelesen werden. Von welchem anderen Dokument aus den zehn Jahren nach 1840 läßt sich das sagen?" Michael Krätke unterstreicht seine Bedeutung für die sozialwissenschaftliche Theorie: "Im Manifest wird der Prozeß der Modernisierung als höchst ambivalenter Vorgang beschrieben, als historischer Prozeß, der, einmal in Gang gesetzt, sich keineswegs in gerader Linie fortbewegt, bis der ursprüngliche Impetus sich einmal erschöpft hat, sondern in "Widersprüchen", durch heftige Krisen und Konflikte hindurch, in Sprüngen und vielfachen Brechungen weiter geht." Ellen Meiksins Wood widmet sich dem historischen Kontext von Marx' Kapitalismusanalyse. Wolfgang Fritz Haug betont, wie bedeutend es ist, daß die kapitalistische Entwicklung widersprüchlich ist, der Kapitalismus nicht das "unwidersprüchlich Negative" ist und zwischen Kampf gegen die Globalisierung und Kampf gegen neoliberale Globalisierungspolitik zu unterscheiden: "Ist nicht die gegenwärtig noch immer sich herausbildende transnationale und high-tech-kapitalistische Produktionsweise dabei - in wie immer barbarischen Formen von Brot und Spielen in einem Rahmen von Gewalt -, die "kulturelle Vereinigung der Menschheit" voranzutreiben?" so wie das Manifest es vor 160 Jahren analysierte.
Frigga Haug macht sehr interessante "Feministische Anmerkungen" zum Manifest, zur unterbelichteten oder verqueren Beleutung der Geschlechterverhältnisse darin.
Boris Kagarlitzky plädiert für eine Rückkehr zum Marxismus, "der Klasse wieder eine zentrale Stellung im politischen Denken der Linken einzuräumen"; er meint, ein "Aufruf, die traditionellen Werte wieder aufzunehmen, hat nichts damit gemein, den Dialog abzulehnen oder ein hermetisches Leben zu führen. ... Seit der Zeit der Reformation ist Neotraditionalismus die Ideologie der Revolutionäre gewesen." Ebenso sind die Artikel von Colin Leys/Leo Pantich und Joachim Bischoff sehr anregend, gerade wenn man ihnen nicht an jedem Punkt zustimmt.
Auch wenn mir manches zu Sowjetkommunismus-fixiert ist, weil man die Aktualität des Marxismus meiner Meinung nach auch nicht in der Kontrastierung zur sowjetischen Entwicklung deutlich machen kann, da schon Lenin zwar ein Revolutionär, aber alles andere als ein sozialistischer Leitstern war. Schon Marx ja gemeint, daß er kein Marxist ist, wenn Marxismus das ist, was dessen damalige Verfechter darunter verstehen. Hab' ich ein Patentrezept des Sozialismus? Nein. Haben Marx und Engels eins gehabt? Nein. Man muß nicht immer recht haben, wenn man Prognosen macht, diese sind bekanntlich insbesondere dann schwierig, sofern sie die Zukunft betreffen. ÖkonomInnen und MeterologInnen scheitern regelmäßig trotz wissenschaftlichem Bemühen daran. Marx und Engels haben aber eine Grundlinie vorgezeichnet: fundierte Kritik statt Träumerei. Daran kommt man nicht drum herum.

Dienstag, 18. März 2008

spw 161


spw
Zeitschrift für Sozialistische Politik und Wirtschaft
Heft 161 (1/2008)
Januar 2008
59 S.




Der Schwerpunkt des Jänner-Hefts war Jugendpolitik, der gesellschaftliche Zusammenhang und die Strategie sozialdemokratischer Jugendpolitik bzw. Jugendorganisation. Tobias von Pein beschreibt hier u.a. die "Jugendpolitische Orientierung als zweite Linkswende" (nach 1969) der deutschen Jusos in den 1980er Jahren. Interessant ist im Heft auch der Artikel von Stephan Klecha über die Position der Gewerkschaften in der Sozialstaatsdebatte, in der sie derzeit "ein wenig hilflos" dastünden, woraus sie durch anders gruppierten Einsatz ihrer vier "Machtressourcen" (Klecha) rauskommen könnten.

Montag, 17. März 2008

Die vom 17er Haus



Die vom 17er Haus
Österreich 1932
Regie: Artur Berger
u.a. mit: Karl Bosse, Elly Förster, Till Hans, Victor Kutschera






Ein Spielfilm zur Wahlwerbung für die Sozialdemokratie aus dem Wiener Gemeinderatswahlkampf 1932. Tempo und Duktus sind etwas gewöhnungsbedürftig, wenn man derartige historische Filme nicht gewohnt ist. Aber wenn man die erste Hürde überwunden hat, kommt man recht gut damit zu recht. Aus der fiktiven Rückschau aus dem Jahr 2032 wird die Aufbauarbeit des Roten Wien gepriesen, der politische Gegner zur eigenen moralischen Überlegenheit kontrastiert und Kapitalismus- und Gesellschaftskritik betrieben. Der Großvater (die Sozialdemokratie?) erklärt dem Enkel (den ArbeiterInnen?) die Welt und ihre Geschichte. Die allgegenwärtige politische Gewalt der Zwischenkriegszeit. Die nicht zu unterschätzende Traumatisierung durch den Zivilisationsbruch des Weltkriegs. Die Erste Republik beschäftigt mich ja bereits seit Jahren, in diesem Kontext war dieser jetzt nicht künstlerisch hochwertige, aber assoziationsreiche Film sehr interessant.

Sehr gut dazu Vrääth Öhners Artikel zum Film im, so wie die DVD+Buch-Edition Proletarisches Kino in Österreich vom Filmarchiv herausgegebenen, Buch Arbeiterkino. Linke Filmkultur der Ersten Republik, etwa über Funktion, Einsatz und Publikum des Films. Er diente weniger zur Gewinnung neuer AnhängerInnen als zur Selbstvergewisserung und Motivation der eigenen Leute.

Literatur:
Vrääth Öhner, Die vom 17er Haus. Ein Spielfilm für die Wiener Landtagswahlen am 24. April 1932. in: Christian Dewald (Hg.), Arbeiterkino. Linke Filmkultur der Ersten Republik. Wien 2007 (Verlag Filmarchiv Austria), S.77-88

Montag, 10. März 2008

Manifest


Karl Marx / Friedrich Engels
Manifest der Kommunistischen Partei
Grundsätze des Kommunismus
Nachw.v. Iring Fetscher
Stuttgart 1995 (11969/1989) (Reclam)
95 S.






Vor zweieinhalb Wochen vor 160 Jahren ist das Kommunistische Manifest von Karl Marx und Friedrich Engels erschienen. Irgendwann vor ca. 12-13 Jahren ist ein etwas unsicherer, schwarz angezogener Langhaariger in die Kleinstadt-Buchhandlung gegangen und hat nach etwas von Marx gefragt. Hat man natürlich bestellen müssen. Ein paar Tage später hab' ich dann diese Reclam-Ausgabe in Händen gehalten. Nett zu sehen, was ich damals, bei der Lektüre meines ersten Marx-Textes, unterstrichen hab' - heute halte ich das ja für ein Sakrileg gegenüber dem Buch, aus dem diesbezüglich dunklen Zeitalter der späten 90er Jahre hab' ich allerdings ein paar Bücher.
Beim Wiederlesen des Manifests fällt wieder dessen "Drive" auf, das Pamphlethafte der Sprache des Pamphlets. Und natürlich auch die ins Auge stechenden, an Goethes Faust gemahnend x-mal wiedergekäuten klassischen Zitate. Damals wie heute beeindruckt mich der Historische Materialismus, wie er sich in seinen Grundlinien (und grandioser Prägnanz!) hier findet. Und der Befreiungsgedanke. Materialismus und Kritik habe ich aus meinem eklektischen Zugang herausgenommen. Zum Marxisten fehlt mir ja das Interesse fürs Ökonomische. Die Geschichte an sich, die Geschichte des Sozialismus und der sozialistischen ArbeiterInnenbewegung war und ist für mich interessanter als die sozialistische Theorie. Kurz gefaßt bin ich im marxistischen Sinn wohl näher beim "Welt interpretieren" als beim "Welt verändern", auch wenn's darauf ankömmt.


Marx-Ausgaben sind kein besonderer Schwerpunkt meiner Bibliothek, dennoch hab' ich ein paar Manifest-Ausgaben. Neben der Reclam-Ausgabe gibt es das Manifest natürlich auch in einem MEW-Band, nämlich Nr. 4, sogar in einer Erstausgabe des Bandes. Fast skurill ist die aus KPÖ-Umfeld stammende "österreichische Jubiläums-Ausgabe" 150 Jahre Manifest aus dem Jahr 1997 (mit einem sehr interessanten Nachwort "Das Manifest in Österreich"). Highlights sind die beiden Broschüren, ein Heft aus dem sozialdemokratischen Parteiverlag aus dem Jahr 1926 mit einem sehr schönen Vorwort von Max Adler und eine 1945 von der SPÖ herausgegebene Ausgabe aus der Reihe Sozialistische Hefte, die damals nach Kriegsende Grundlagen- und Orientierungsliteratur herausbrachte (hierin gibt es auch ein hervorragendes Glossar).

Karl Marx / Friedrich Engels, Werke. Bd.4., Berlin [DDR] 1959 (Dietz), XV u. 719 S.

Karl Marx / Friedrich Engels / Günther Grabner / Karl Berger, 150 Jahre Manifest. Österreichische Jubiläums-Ausgabe des Kommunistischen Manifestes. Wien 1997 (Uhudla Edition), 76 S.

Karl Marx / Friedrich Engels, Das Kommunistische Manifest. Einleitung von Max Adler. Wien 41926 (Wiener Volksbuchhandlung), 32 S.

Karl Marx / Friedrich Engels, Das Kommunistische Manifest (Sozialistische Hefte: Folge 5). Wien 1945 (SPÖ), 47 S.

Freitag, 7. März 2008

Arbeit und Wirtschaft, 2/2008



Arbeit und Wirtschaft
Nº 2, 2008
46 S.





Das aktuelle Thema Steuerpolitik und Verteilung steht im Zentrum dieser Ausgabe von Arbeit und Wirtschaft. Jetzt will ich die Bedeutung dessen gar nicht geringschätzen, aber hier war's mir fast schon zuviel, zumal ich das Gefühl gehabt hat, daß sich die Argumente, die ich ja alle teile, wiederholen. Gut ist, daß was zum Gender-Aspekt drinsteht. Am interessantesten war aber Wolfgang Katzians Artikel Arbeitszeit - Lebenszeit, über Arbeitspausen und deren Bedeutung, das was die Bobos (ein Artikel über den Ersatz von Bildungsbürgertum durch Konsumkultur findet sich übrigens auch im Heft) unter Power-Napping verstehen down to earth.

Donnerstag, 6. März 2008

Datum 3/08


Datum
März 2008
98 S.





In bestem (?) Proporz gibt's eine Geschichte übers tiefschwarze Pröllland, mit Zitat des nach Eigendefinition "ganz normalen Radlbrunners" Josef Pröll senior "Ist ja nichts schlechtes, wenn man mal einer fremden Frau auf die Brust greift. Die von der eigenen kenn ich ja schon." und eine über die teilweise wild werkende SPÖ-Wien. Und bei den Grünen machen über 1.000 Leute bei deren, jetzt nicht verwerflichen, "Platter-Watch"-Projekt mit, genau. Realistisch.
Sehr nett ist hingegen die Reportage über die schrumpfende und sich in Rückbau bzw. "re-design" befindliche steirische Stadt Eisenerz und die über Vesna Vulović, "Serbiens letztes Weltwunder": Sie hat 1972 einen Flugzeugabsturz aus 10.000 Metern überlebt und ist heute vergessen.

Dienstag, 4. März 2008

Revolutionaries



E.J. Hobsbawm
Revolutionaries
Contemporary Essays
London 1994 (Phoenix)
278 S.






Eric Hobsbawms 1973 erschienene Essay-Sammlung beschäftigt sich mit seinen lebenslangen Themen, Revolution, Kommunismus, Marxismus. In diesem Buch dominieren weniger geschichtswissenschaftliche Arbeiten als (daraus resultierende bzw. angeleitete) historisch-theoretische Reflexionen. In dem weiten Spektrum, das hier in verschiedenen, v.a. in den 1960er Jahren erschienenen, Artikeln behandelt wird, etwas herauszugreifen ist schwierig. Neben den schon an anderer Stelle übersetzt gelesenen Artikeln über Vietnam oder den Pariser Mai 1968 haben mich hier am meisten seine Überlegungen über den (spanischen) Anarchismus, über Voraussetzungen und Grenzen städtischer Aufstände (Cities and Insurrections, 1968) und Intellectuals and the Class Struggle (1971) gefesselt. Einiges in diesem Buch ist zeitgebunden, wie ja schon der Titelzusatz contemporary essays sowie das Erscheinungsdatum 1973 verraten, aber dennoch ist vieles auch heute, v.a. natürlich für mich Geschichtsinteressierten, sehr lesenswert.

Montag, 3. März 2008

Weihwasser Joe


Weihwasser Joe
(Acquasanta Joe)
Italien 1971
Regie: Mario Gariazzo
u.a. mit Ty Hardin, Lincoln Tate






Routiniert gemacht und einmal eine andere Geschichte, mit aber sehr blödem Ende. V.a. allerdings kommt so gar keine Italowestern-Stimmung auf. Das ist alles zu hell und sauber. Markant: Der Hut des Helden sitzt ihm nicht italowesterntypisch tief herunten, um einen sinistren Eindruck zu vermitteln, sondern hoch, um ein "schönes Gesicht" zu präsentieren. Und das psychedelische 70er-Jahre Musikstück ist auch nicht mein Fall in diesem Genre. In Summe zu vergessen.